Am 2. Juli fand ein Aktionstag zum Thema Schule ohne Rassismus an der Kieler Max-Planck-Schule statt.
Mit dabei waren Oli Vongehr, ver.di Vertrauensmann im ZSP Kieler Förde und der Betriebsrat Uwe Gier.
Den Kontakt zur Schule hatte Sven Rogalski hergestellt, dessen Tochter auf die MPS geht.
Nach der Eröffnung in der Aula bei der der Kieler Oberbürgermeister Dr. Kämpfer sprach, ging es in die Workshops.
Innerhalb weniger Minuten hatten die Schüler*innen der 11. Klasse die Aufgabe gelöst. „Was geschah in Dolgenbrodt?“ hatte die Frage gelautet.
1992 war das Dorf in der Nähe von Berlin zu einer unrühmlichen Bekanntheit gekommen.
Die Dorfgemeinschaft hatte Geld gesammelt, um einen Jugendlichen dazu anzustiften ein bezugsfertiges Asylbewerberheim niederzubrennen.
Mit Hilfe ihrer Tablets und Handys fand die Klasse der Kieler Max-Planck-Schule diese Fakten heraus.
Ebenso schnell, wie sie zur Lösung kamen, verabredeten sich die 17jährigen zur Darstellung als Standbild. Es wird gezündelt, ermuntert, weggeschaut und Geld überreicht.
Ein längst verdrängtes rassistisches Verbrechen steht plötzlich im Klassenraum vor unseren Augen.
Einer der Initiatoren, der Lehrer Jan Heesch, sagt: „Die Sorglosigkeit, wie heute diskriminierende Begriffe und Aktionen in der Gesellschaft und auch zunehmend bei uns an der Schule vorkommen, macht es notwendig, sich an unsere wichtigste Errungenschaft des letzten Jahrhunderts zu erinnern: die Demokratie.“
Während Uwe seinen Workshop zu Dolgenbrodt durchführt, ist Oli in einer anderen Klasse.
Seit Jahren beschäftigt er sich mit dem Gedenken an das Arbeitslager Nordmark.
„Ich habe als Einstieg gefragt, wer schon einmal von diesem NS-Außenlager gehört hat“, erzählt Oli später.
Obwohl die Gedenkstätte im Kieler Stadtteil Russee seit 2003 besteht, hebt sich kein Finger.
Oli erklärt den Unterschied der von den Nazis zynischerweise so sogenannten Erziehungslager zu einem KZ. Dann lässt er einige Schicksale der dort gequälten Menschen aus Detlef Kortes Buch „Erziehung ins Massengrab“ vorlesen.
Im nachfolgenden Workshop mit der 7e wird klar, wie wichtig es für das Gymnasium sein wird, den Aktionstag zu verstetigen und Nachfolgemaßnahmen zu vereinbaren.
Uwe hat die 13jährigen Schüler*innen gefragt, ob sie Diskriminierungen am eigenen Leib erlebt hätten. Ein Schüler schreibt auf eine Karte: „Meine Hautfarbe wurde mit Kacke oder Schokolade verglichen“. Seine Klassenlehrerin, die auch im Raum ist, hatte ihn ermuntert es aufzuschreiben.
Alle Schüler*innen haben Diskriminierung, Sexismus und Rassismus erlebt.
Der ver.di Vertrauensmann Sven Rogalski betont:
"Wie der Bericht in den Kieler Nachrichten vor wenigen Tagen gezeigt hat, sind Rassismus und Diskriminierung an den Schulen in Schleswig-Holstein insgesamt zu einem Problem geworden.
Das Positive an der MPS hingegen ist, dass sich hier Schüler, Schülerinnen und Lehrkräfte finden, die so einen wichtigen Tag auf die Beine stellen.
Wäre das überall der Fall, wären wir schon einen guten Schritt weiter."
"Insofern ist der Tag als Rückenwind für all die Schüler, Lehrer und Eltern, die nicht gewillt sind, Diskriminierung und Rechtsradikalismus schweigend hinzunehmen, unbezahlbar", fügt Sven hinzu.
"Deshalb würde ich mir wünschen, wenn sich weitere Schulen, Universitäten und auch Arbeitgeber ein Beispiel an diesem Aktionstag nehmen."
Der Aktionstag soll im nächsten Jahr wiederholt werden.
Außerdem bietet die Schule einen Wahlpflichtkurs an, der das Thema Schule ohne Rassismus fortführt.
Oli und Uwe haben ihre Bereitschaft erklärt dabei weiterhin mitzuhelfen.