Unsere Betriebsversammlung am 12. Juni in den Holstenhallen war rundum gelungen.
Die Halle war voll und die Stimmung war schon nach Manuels Vorfilm angriffslustig.
Aber diesmal musste erst einmal gewartet werden.
Denn die Aussprache, unseren wichtigsten Part, hatten wir diesmal ganz nach hinten gelegt.
Die Betriebsratsvorsitzende Anja Schadow zeigte in ihrem Geschäftsbericht die Baustellen in unserem Betrieb.
Anja forderte die Niederlassungsleiterin auf endlich Stellung zu den geplanten radikalen Maßnahmen zu nehmen.
Anja sagte: "Die Post geht mit ihren Organisationsänderungen eine Wette ein.
Wird es ihr gelingen mit den Zustellmustern und vielen Schnitten eine ähnliche Qualität zu schaffen, wie mit euch Stammzusteller*innen und Rolli-Springer*innen?
Wird die Post es schaffen für annehmbare Arbeitsbedingungen zu sorgen und das Personal zu halten?
Und wird sie es schaffen der Zunahme an psychischen Erkrankungen durch Überlastung und deren Folgen Herr zu werden?"
Auf Anjas Fragen an die Leitung war ein deutliches dreifaches "Nein!" aus dem Saal zu hören.
Der JAV-Vorsitzende Youri Radke hatte mit Jenna und Jonathan einen Film gedreht.
Sie verglichen in ihrem humorvollen Video die Ausbildungsbedingungen der Deutschen Bundespost mit den heutigen.
Kein Vergleich: Rannten die Azubis damals der Post die Türen ein, bleibt die Post ihrem Standard Arbeitgeber Nr. 1 zu werden auch hier weit hinter den eigenen Ansprüchen zurück.
Das Video erhielt viel Applaus, außer aus der ersten Reihe.
Wobei es schon kurios ist, dass junge Menschen, die zum Zeitpunkt der Privatisierung der Post noch nicht einmal geboren waren, die Behörden-Zeit zum Maßstab nehmen.
Die abschließende Aussprache zu den Geschäftsberichten war wieder der Höhepunkt.
Es wird deutlich, hier prallen Welten aufeinander.
Während die Leitung an ihren fremdgesteckten Zahlen orientiert, den eigenen Folien vertraut, verzweifeln unsere Kolleginnen und Kollegen am Alltagsstress.
Das wird nicht nur im Frage-und-Antwort Format deutlich.
Die Antworten passen zumeist einfach nicht zu den Fragen der Beschäftigten.
Die Leitung hat über die Jahre die Kunst perfektioniert, um den heißen Brei herumzureden.
Als der gesamte ZSP Ratzeburg aufstand und eine Neubemessung einforderte, war der ZSPLeiter überfordert.
Er räumte zwar Fehler ein, konnte sich aber nicht zum konsequenten Schritt eine Überprüfung der Schneidung anzukündigen, durchringen.
Das Team aus Ratzeburg stand in völliger Geschlossenheit vor ihm und er sagte: "Ich brauche ein Team in Ratzeburg!"
Welten stoßen aufeinander.
Die Kollegin Michel von der ZB Flensburg wählte klare Worte, um die Überbelastung zu schildern:
"Ich habe kein Kabel im Hintern und kann mich abends wieder an der Steckdose aufladen!"
Das sprach den Zustellern und Zustellerinnen und den Kräften aus dem Fahrdienst und der Stationären Bearbeitung aus dem Herzen.
Großen Zuspruch erhielt unsere Aktion für Vielfalt und Demokratie.
Das Plakat lag für die Unterschriften im Vorraum. In der Pause erhoben sich alle Anwesenden, um gegen Fremdenfeindlichkeit und für Vielfalt einzutreten.
Lars- Uwe Rieck hatte in seinem Referat gesagt: "Als 16 jähriger Schüler habe ich voller Unverständnis gefragt, wie es zur Machtergreifung der Nazis kommen konnte.
Heute verstehe ich es leider besser. Wir müssen aktiv sein gegen die Radikalisierung von Rechts in Deutschland!"
Es war eine mitreißende Betriebsversammlung! Danke an Alle, die dabei waren.
You'll never walk alone!
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